Freitag, 15. Januar 2021
Tagebuchbloggen 14.01.2021
Wieder ausgezeichnet geschlafen. In den letzten 14 Tagen gab es genau eine unruhige Nacht mit frühem Erwachen und Unruhe. Das darf gerne so bleiben, denn mit genug und gutem Schlaf ist ALLES einfacher.

Der Winter ist da, es schneit den ganzen Tag. Das führt hierzulande ja sofort zu allgemeiner Panik, auch wenn es nur ein paar cm sind. Ich brauche zur Arbeit ein paar Minuten länger, weil ich auf nicht geräumten Abschnitten etwas langsamer fahre, aber das wars dann auch schon.

Im Büro bereite ich einen Termin vor und recherchiere dazu die Finessen des Baurechts. Ansonsten ist es immer noch ziemlich ruhig.

Beim Abholen Gespräch mit der Erzieherin, sie ist mit der Umgewöhnung in der Kindergarten sehr zufrieden. Der Kleine scheint sich auch wohl zu fühlen und nicht mehr so gestresst zu sein, was sich auch daran zeigt, dass er mittags nicht geschlafen hat.

Die Rückfahrt verläuft trotz noch größerer allgemeiner Panik (es hat den ganzen Tag geschneit) ebenso problemlos. Zu Hause angekommen mache ich mich sofort ans Abendessen, da ich schon sehr hungrig bin. Leider ist das Rezept viel aufwändiger, als ich gedacht hatte. Gut, dass sich der Mann schon besser fühlt und derweil mit dem Kind spielt.

Beim Essen wissen mein Mann und ich beide nicht so recht, was wir davon halten sollen (Hähnchen mit Erdnussoße, Gemüse und Süßkartoffelstampf). Es schmeckt in sich schon stimmig und die Komposition stimmt, aber ist von der Geschmacksrichtung und Würzung nicht so, was wir üblicherweise essen, so Richtung süd-ost-asiatisch (Ingwer, Curry, Limette, Kokosmilch...). Ich beschließe, es nicht nochmal zu machen.

Nachdem wir gemeinsam das Kind gebadet haben, bringt mein Mann ihn ins Bett. Er schläft sehr schnell ein und so ist ab 20:00 Uhr für uns Feierabend. Ich drehe noch eine Runde auf dem Crosstrainer und mache im Anschluss ein paar Körpergewichtsübungen. Laufen gehen ist witterungsbedingt grade nicht drin.

Um 21.30 Uhr gehe ich mit Buch ins Bett.

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Mittwoch, 13. Januar 2021
Depression und mein Umgang damit
Hallo, ich bin U_Blues und depressiv. Trotzdem kriege ich meinen Alltag ganz gut geregelt. Ich schreibe hier mal auf, was sich für mich bewährt hat. Das hat KEINEN Anspruch auf Allgemeingültigkeit, aber vielleicht können andere Betroffene etwas davon mitnehmen.

1. Nutze die Hochs, respektiere die Tiefs.
An guten Tagen nutze ich die Energie und sorge sozusagen für schlechte Zeiten vor. Ganz oben auf der Liste steht dann Sport, vorzugsweise Laufen, weil ich festgestellt habe, dass mir das wirklich enorm hilft. Ebenso erledige an solchen Tagen verstärkt Haushaltsarbeiten, putze, koche vor, mache Wäsche, räume meinen Kram weg. Was gemacht ist, ist gemacht.

An schlechten Tagen schalte ich hingegen in einen Notbetrieb. Je nach Stimmungslage und Energie fallen Dinge weg oder werden an andere delegiert. Als erstes Haushaltsdinge, die verschoben werden können, als zweites soziale Verpflichtungen (gut, da gibt es in der Pandemie momentan nicht viel), als drittes Arbeit (im Sinne von Krankenschein) und als letztes Care-Arbeit.

In den letzten 5 Jahren bin ich lediglich bis zur Stufe Arbeit gekommen, und das auch nur kurz. Meist reicht es, Haushaltsdinge zu verschieben und mich abends ruhig mit einem Buch aufs Sofa zu hauen und eine halbe Stunde zu meditieren. An schlechten Tagen wird nicht geputzt, nicht gekocht und nur Wäsche gemacht, wenn wir sonst nichts zum Anziehen haben. Weil ich ja aber an den guten Tagen vorgesorgt habe, merkt man meist davon nichts, da entweder vorgekocht wurde, was in der Tiefkühltruhe oder im Vorrat ist, die Wäsche nicht überquillt und eh eine Grundordnung und Sauberkeit vorhanden ist. Das hilft mir auch, viel gelassener mit schlechten Tagen umzugehen, weil ich weiß dass höchstwahrscheinlich gar nichts hinten runter fällt, wenn ich mal einen Gang zurück schalte. Auch meinem Kind schadet es nicht, wenn es mal länger fernsehen darf, weil ich einfach zu platt bin um weiter zu spielen. Dafür wird dann an den guten Tagen wieder mehr gemacht.

Kraftakte an schlechten Tagen reißen oft für längere Zeit ein Loch in die Energiebilanz und sind daher zu vermeiden.


2. Ein Zusammenbruch ist mit allen Mitteln zu verhindern
Selbst wenn ich durch Krankenschein in der Probezeit meinen Job verliere, selbst wenn ich Beziehungskrach riskiere, selbst wenn ich mal ein paar Tage absolut egoistisch sein und zum Meditieren in ein Kloster fahren muss und mein Kind mich dann vermisst - das ist alles immer noch besser als ein Zusammenbruch. Denn dessen Konsequenzen sind in der Summe viel, viel schlimmer. Um letztes Jahr einen Zusammenbruch zu verhindern, habe ich mich krankschreiben lassen, bin ein Wochenende alleine weg gefahren, habe vorübergehend Arbeitszeit reduziert und sogar den Job gewechselt. Das war alles sehr risikobehaftet, aber immer noch besser als ein Zusammenbruch. Ich hätte auch wieder Medikamente genommen, wenn es nötig gewesen wäre. Einen Zusammenbruch mit stationärem Aufenthalt hatte ich schonmal, möchte ich nie wieder.

3. Stressoren, Frühsymptome, Gegenmaßnahmen identifzieren, Prioritäten setzen
Das hängt zusammen mit den ersten zwei Punkten. Ich habe eine Liste, wo wirklich brutal und ehrlich drauf steht was mir nicht gut tut, woran ich das merke und was dann zu tun ist. Derzeit bedeutet die Anwendung dieser Liste, dass ich Alkohol bis auf ganz besondere Gelegenheiten komplett gestrichen habe, weil ich einsehen musste, dass es mir überhaupt nicht gut tut. Das ist zwar hart und ich fluche alle paar Tage darüber, aber die Kosten- Nutzen- Rechnung geht einfach gar nicht auf. Ebenso bedeutet das, social media zu regulieren. Gehe ich abends am Handy scrollend ins Bett und greife ich morgens als erstes wieder zum Handy und scrolle durch die nächsten Katastrophen, hilft das nicht, im Gegenteil. Also wird das Smartphone abends um 20 Uhr ins Regal gelegt und erst morgens nach dem Frühstück wieder rausgenommen. Bemerke ich, dass ich wieder schlechter schlafe, wird rigoros jeden Abend eine halbe Stunde meditiert. Kein Elend der Welt wird dadurch besser, dass ich nachts um 4 Uhr darüber grübele.

4. Therapie
Als es mir letztes Jahr schlecht ging und ich viele Register im Sinne von Regel Nr. 2 gezogen habe, habe ich mich um einen Therapieplatz bemüht und auch eine Therapeutin gefunden. Noch habe ich keinen festen Termin, sondern nur einen "Springerplatz", das heißt wenn jemand einen Termin absagt, kann ich den in Anspruch nehmen. Das tue ich dann auch immer, egal ob der mitten in die Arbeitszeit fällt oder nicht. Bisher hatte ich 6 Termine seit Sommer, was nicht viel ist, mir aber dennoch schon ganz enorm geholfen hat.

5. Ausprobieren und nicht von vorne herein aufgeben
Das Miese bei Depression ist natürlich, dass man an schlechten Tag denkt, dass das eh alles nichts bringt. Dass man nie einen anderen Job finden wird, keinen Therapieplatz, dass man seine Altlasten nie bewältigt etc.

Mir hilft es dann auch nicht "einfach positiv zu denken" (uaaaaahhh). Mir hilft es, die Dinge trotzdem anzuleiern, sprich TherpautInnen abzutelefonieren, Bewerbungen zu schreiben, Alkohol zu streichen. Auch wenn ich vielleicht davon überzeugt bin, dass es eh scheitern wird und nichts bringt - ich überliste mich damit, mir selber zu sagen, dass ich es dann ja wenigstens probiert hätte. Und bisher wurde ich dann doch immer positiv überrascht weil doch alles geklappt hat.

6. Hilfsmittel und Alltagsorganisation
Unser Alltag ist mit festen Zeiten, Essensplänen, Einkaufsapp, Putzplan und festgelegten Zuständigkeiten in der Care-Arbeit strukturiert und optimiert. Wir haben einen Staubsauerroboter, eine Babysitterin und eine Küchenmaschine, die kochen und rühren kann. Alles, was Aufwand und Arbeit spart wird genutzt. Alles, was helfen könnte, wird ausprobiert.

...

Die oben aufgeführten Dinge sind sozusagen das Gerüst, an dem ich mich immer wieder hochziehe. Es sind Dinge, die ich aktiv und praktisch tun kann, was mir als sehr lösungsorientierter Mensch hervorragend entgegen kommt.

Ich hoffe, dass ich in ein paar Monaten den nächsten Punkt mit dem Titel

7. Gefühle wirklich zulassen und verarbeiten (uaaaaahhhh)

hinzufügen und mit Leben füllen kann. Im Moment kann ich damit noch nicht so wahnsinnig viel anfangen, arbeite aber daran unter Berücksichtigung der Punkte 4 und 5.

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Montag, 11. Januar 2021
Tagebuchbloggen 11.01.2021
Das Kind wurde leider gegen Mitternacht wach (ich hatte Nachtschicht, ist bei uns immer im Wechsel) und war unruhig, so dass ich letztendlich ins Kinderzimmer umzog. Dort wollte der Kleine bei mir im Bett schlafen, aber bitteschön nur mit minimalem Körperkontakt. Das ist auf einem Meter Bettbreite etwas eng, also wartete ich bis er fest eingeschlafen war und bugsierte ihn dann gaaaanz vorsichtig wie ein rohes Ei zurück in sein Bett direkt daneben.

Diese Mission verlief erfolgreich, und so schliefen wir doch noch ganz gut bis halb sieben. Dennoch war ich erstmal etwas müde und knatschig, das Kind ebenso. Nachdem wir aber mit Kaffee (ich) und Kohlehydraten (Kind) versorgt waren, ging es und von da an hatte ich gute Laune. Normalerweise stecke ich eine Nacht mit schlechtem Schaf ganz gut weg, wenn die Nächte davor ok waren. Das war in der letzten Woche der Fall, von daher alles paletti.

Das Thermometer zeigte -9°C, zum Glück verfügt mein Auto über eine elektrische Vorheizung, weil es ein plug-in Hybrid ist. Eiskratzen ist nämlich meine Nummer 1 Hass-Tätigkeit, finde ich die schlimmste aller Alltagstätigkeiten (ja, ich wechsel sogar lieber eine bis zum Nacken durchgeschlagene Windel).

Im Büro war mein Chef wieder da und bat mich, an einem Termin teilzunehmen. Im Nachgang dazu musste ich noch etwas prüfen und rechnen. Meine Meinung zu einem anderen Sachverhalt wurde ebenfalls erfragt, das hatte ich letzte Woche recherchiert. Wir sind uns da einig, es soll jedoch von extern noch bewertet werden, wozu ich die relevanten Unterlagen zusammenstellte.

Auf den Baustellen wird diese Woche nichts passieren, Schlechtwetter. Hatte ich nicht anders erwartet.

Der Mann meldete sich nach seinem Arztbesuch mit einem provokativem Selfie aus dem Bett. Wie ich vermutete, laboriert er an Spätfolgen seiner Coronainfektion. Er soll sich jetzt diese Woche sehr schonen und in drei Wochen zur nochmaligen Blutentnahme erscheinen.

Derweil liegt unser Landkreis jetzt wie erwartet bei Inzidenz knackig über 200. Es fühlt sich leicht surreal an, trotzdem wie immer arbeiten zu gehen und das Kind in die Kita zu schicken.

Nach der Arbeit hole ich den Kleinen ab. Die Umgewöhnung in den Kindergarten klappt gut, wobei er auch heute wieder mittags ein Schläfchen gemacht hat. Abends schläft er deswegen wieder recht spät ein, ich sitze fast bis 21.00 Uhr bei ihm. Selber müde, gehe ich wenig später auch schlafen.

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