Dienstag, 9. Februar 2021
Tagebuchbloggen 08.02.2021
Nachts gegen 1 Uhr weckt mich ein weinendes Kind. Ich gehe rüber, will ihn trösten, dringe jedoch überhaupt nicht zu ihm durch, er ruft immer wieder nach seinem Papa. Ich vermute einen schlimmen Traum und hole meinen Mann, der auch aufgewacht war. Er muss nur das Kind kurz auf den Arm nehmen, dann hat es sich beruhigt (offenbar musste er irgendwie sehen, dass es seinem Papa gut geht) und will wieder ins Bett. Ich bleibe noch 10 Minuten bei ihm sitzen bis er wieder fest eingeschlafen ist und gehe dann wieder in mein Bett.

Am nächsten Morgen kann ich wieder länger schlafen weil Home Office. Meine Smartwatch gibt mir trotz der Unterbrechung sensationelle 86 Punkte für den Nachtschlaf, ich fühle mich auch den ganzen Tag gut. Im Home Office ist im Projektgeschäft immer noch nicht viel zu tun, die Abteilung ist darüber hinaus auch noch mit den Umzügen beschäftigt. So kann ich ganz in Ruhe meine Onlineschulung weiter machen.

Mein Mann ist ebenfalls im Home Office. Wir haben beide immer noch bzw. schon wieder Erkältungssymptome und husten im Duett. Netterweise sind meine Symptome wenig ausgeprägt und ich fühle mich auch nicht wirklich krank. Da wir auf Nummer sicher gehen wollen, machen wir einen Termin zum Corona-Schnelltest in einer Apotheke aus. Beim Hausarzt würden wir zwar wahrscheinlich kostenlos einen PCR-Test bekommen, aber wir haben beide keine Lust, uns stundenlang ins Wartezimmer zu setzen.

Das Prozedere in der Apotheke ist gut organisiert, alles klappt einwandfrei. Pro Person kostet der Test 40€. Beide Tests sind negativ, was uns ein wenig beruhigt. Auf dem Weg zur Kita kaufen wir noch zusammen ein. Wir holen den Kleinen ab, zu Hause spiele ich mit ihm draußen im Schnee und baue mit ihm einen Schneemann.

Nach dem Abendessen backe ich Muffins. Witzigerweise ist es das erste Mal überhaupt, dass ich Muffins mache. Sie scheinen gut gelungen, auch wenn bei einigen wohl ein bisschen zu viel Teig in den Förmchen war, der überläuft.

Abends trödelt das Kind so lange beim Aufräumen, dass keine Zeit mehr fürs Fernsehen bleibt. Das findet er blöd und weint. Wir trösten ihn natürlich und schauen, dass er schnell ins Bett kommt, er wirkt übermüdet. Tatsächlich schläft er dann auch als ich ihn ins Bett bringe innerhalb von 5 Minuten ein. Beim Zähneputzen hatten wir gesehen, dass die zweite Hälfte von Backenzahn Nummer 2 durchbricht, auch Backenzahn Nummer 3 macht sich auf den Weg. Unter den Umständen ist das Kind eigentlich echt gut drauf.

Ich gucke mit dem Mann zusammen eine Doku. Er geht dann schon zu Bett, ich gucke weiter This is us. Leider ist es so spannend, dass ich viel mehr gucke als ich eigentlich wollte weil ich immer wissen will, wie es weiter geht. Deshalb bin ich erst um Mitternacht im Bett. Ähnlich wie das Kind schlafe ich innerhalb von 5 Minuten ein.

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Sonntag, 7. Februar 2021
Über Privilegien
Neulich haute eine Leserin einer Bloggerin einen Kommentar rein, der sinngemäß besagte, sie solle sich nicht über Überlastung beklagen, schließlich kümmere sich ihr Mann abends auch mal um die Kinder und sie hätte an dem besagten Tag bis halb acht schlafen können, da würden andere Leute nur von träumen. Das bezog sich auf einen Beitrag, in dem die Bloggerin einen schwierigen Morgen mit ihren Kindern beschrieb, an dem sie in Tränen ausbrach.

Netterweise haben viele viele KommentatorInnen die Bloggerin getröstet und geschrieben, dass es besonders aufgrund der aktuellen Situation nicht okay sei, jemanden sowas rein zu würgen. Ich schätze ebenfalls die Authentizität der Bloggerin, die damit zeigt, dass eben nicht eben nicht immer alles Büllerbü ist. Die Bloggerin schrieb darauf hin noch einen weiteren Beitrag zum Thema, in dem sie (zu Recht) darlegte, dass es auch mal okay sein muss zu jammern, obwohl man vielleicht ansonsten privilegiert ist.

Mich hat das zum Nachdenken gebracht. Ich lese das öfter, dass vor allem Mütter kritisiert werden, wenn sie davon berichten, dass es grade hart sei, sehr oft mit der Argumentation, sie wären in anderer Hinsicht so privilegiert. Komischerweise gibt es Väterblogger, die zum Teil schwierige Situationen mit den Kindern von der Wortwahl her viel krasser beschreiben, die so eine Kritik jedoch nicht abbekommen.

Ich halte es für sehr wichtig, sich seiner Privilegien bewusst zu sein. Das kommt meiner Meinung nach aber insbesondere da zum Tragen, wo ich im direkten Austausch mit Menschen stehe, die weniger privilegiert sind (z.B. wenn ich als Weiße mit PoC über Rassismus rede). Da ist es tatsächlich angebracht, als privilegierter Mensch die Klappe zu halten und der diskriminierten Person die Deutungshoheit zu überlassen.

Es ist Fakt, dass insbesondere Mütter strukturelle Diskriminierung erfahren. Ihnen wird schon in der Schwangerschaft die Kontrolle und die Hoheit über ihren eigenen Körper zum Teil entzogen, sie erfahren Gewalt unter der Geburt, werden ab Tag 1 kritisiert, teils für Dinge, die gar nicht in ihrer Kontrolle liegen. Sie übernehmen den überwältigen Anteil der Care-Arbeit, erfahren Nachteile im Beruf, ihr Erziehungsstil steht grundsätzlich jedermann zum Abschuss frei. Äußern sie, dass sie es vielleicht sogar bereuen, Kinder bekommen zu haben, ist der Shit storm gewiss. Gerne mit den unvermeintlichen Hinweis "Sei froh, dass Du überhaupt Kinder kriegen konntest, andere Leute sind unfruchtbar". Ja, vielen Dank auch.

Bei Vätern sind Witze à la "oh weia, meine Frau kriegt Zwillinge, ich fange jetzt mit dem Golfspielen an, damit ich möglichst wenig zu Hause bin" jedoch in der Regel folgenlos und stoßen wenig auf Kritik (und wenn, dann natürlich von überdrehten Emanzen, die keinen Spaß verstehen). Bezeichnet ein Vater seine Kinder als Teufelsbrut, wird gelacht. Bezeichnet eine Mutter ihre Kinder als Teufelsbrut wird schon ein Anruf beim Jugendamt in Betracht gezogen.

Was hat das jetzt mit dem Kommentar im Blog zu tun?

Dass es leider normal ist, dass sich Mütter untereinander vorrechnen, wer jetzt konkret stärker leidet und wer deswegen nicht jammern darf führt zu einer gefährlichen Verschiebung im Diskurs. Wenn ich mich nicht mehr frei ausdrücken und von meinen ganz persönlichen Erfahrungen berichten darf, weil ich sonst einen shit storm abkriege, wird das verfälschte Bild der ewig milde lächelnden, erduldenden Mutter weiter transportiert.

Das eigentliche Ziel, nämlich eine Gleichstellung von Müttern und einer gerechten Teilung von Care-Arbeit bleibt dann auf der Strecke. Es sollte ganz normal und kein Anlass für Neid sein, wenn eine Mutter an einem Morgen bis halb acht schläft und sich der Kindsvater sich an der Care-Arbeit beteiligt.

Natürlich treibt mich das Thema ganz persönlich um. Ich bin so privilegiert, wie man als Mutter in Deutschland nur sein kann - mein Mann und ich teilen uns die Care-Arbeit, ich bin finanziell unabhängig, ich arbeite in einem gut bezahltem Beruf. Der ist so gefragt, dass ich mir Diskriminierung nicht bieten lassen muss, sondern nur ein paar Bewerbungen schreiben und innerhalb von ein paar Wochen wechseln kann.

Dennoch ist auch für mich der Alltag oft belastend, z.B. wenn die Kita zu wegen Lock Down ist. Wenn ich grade eine depressive Episode habe. Wenn wie jetzt mein Mann unter ständiger Erschöpfung wegen Long-Covid leidet.

Ich will kein schlechtes Gewissen haben oder mit einem Shit Storm rechnen müssen, wenn davon erzähle oder schreibe. Auch nicht, wenn ich von den guten Dingen erzähle, die mir mein Privileg ermöglicht - wie z.B. dass heute die Babysitterin das Kind nachmittags außer Haus betreut, damit mein Mann und ich eine Atempause haben. Ich wünsche mir bei Müttern mehr Verständnis und gegenseitige Unterstützung, und auch Freuen füreinander, wenn etwas gut läuft.

Wenn etwas schlecht läuft, wünsche ich mir statt Kritik oder Durchhalteparolen hingegen viel viel öfter die Frage: " wo ist denn der Vater in der Situation? Warum ist er nie derjenige, der nachts mit dem Kind wach ist? Warum darf er im Home Office nicht gestört werden, aber Du?" Denn das ist doch das, woran es so oft hakt.

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Freitag, 5. Februar 2021
Tagebuchbloggen 05.02.2021
Ah, heute ist auch noch der fünfte, da will Frau Brüllen ja auch immer wissen, was wir so machen.

Heute habe ich trotz Home Office Tag nicht länger geschlafen, weil ich meinem Mann angeboten hatte, das Kind in die Kita zu bringen damit er morgens auch mal ausschlafen kann. Ihm geht es immer noch nicht richtig gut, und er fühlt sich müde und erschöpft.

So richtig prima habe ich subjektiv nicht geschlafen, auch wenn meine Smartwatch mir 81 Punkte gibt. Ich war um 3 Uhr wach und habe meines Empfindens danach nicht mehr so richtig tief geschlafen - das deckt sich auch mit den Angaben der App. Die gute Punktzahl gibt es dennoch, weil der Schlaf in der ersten Nachthälfte sehr gut war und viel Tiefschlafanteil hatte. Tatsächlich fühle ich mich auch den ganzen Tag gut, und solange ich nachts nicht unruhig mit Angstzuständen oder Grübelei wach liege ist alles paletti.

Das Kind wird netterweise erst wach, als ich schon mit ausreichend Koffein versorgt und im Bad fertig bin. Er ist eigentlich gut drauf, aber irgendwie irritiert, weil ja sonst mein Mann morgens da ist und ihn anzieht und in die Kita bringt. Er scheint mir fast ein bisschen aufgeregt, dass ich da bin und zieht bei der Übergabe in die Kita kurz ein trauriges Schnütchen.

Wieder zu Hause beantworte ich einige Anfragen und kläre Organisatorisches mit einer Kollegin. Es werden grade einige Büros und Plätze gewechselt und Platz für einen neuen Kollegen gemacht, der am 15.02. anfangen wird. Ich bin auch Teil dieser Aktion, weswegen sich nächste Woche meine Home Office Tage ändern werden. Dann starte ich meine Onlineschulung.

Um 13 Uhr ist für mich Feierabend. Der Mann und ich essen zu Mittag, ich backe Scones und versumpfe dann mit Buch auf der Couch. Nachdem der Mann das Kind abgeholt hat, gehen wir alle zusammen raus. Dabei treffen wir die Nachbarn, die grade Familienbesuch haben. Weiterhin wird dort umgebaut, und auch wenn ich die Nachbarn sehr gerne mag bin ich langsam echt etwas verärgert, weil dort gegen die Coronaregeln verstoßen wird, da teilweise Leute aus 4 Haushalten drinnen zusammen kommen.

Zum Abendessen gibt es Lachsrisotto, das ich gestern für zwei Tage gekocht hatte. Auch meinem Mann schmeckt es, der Fisch nicht unbedingt gerne mag. Inzwischen kenne ich seine Vorlieben und Abneigungen aber gut genug, um Kombinationen zu finden, in denen er bestimmte Dinge dann doch lecker findet.

Jetzt Couch. Sport kommt leider immer noch nicht wieder in Frage, da ich immer noch ein wenig an der vom Kind geerbten Erkältung laboriere. Wahrscheinlich werde ich noch 2,3 Folgen This is us gucken und dann zu Bett gehen.

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