... newer stories
Mittwoch, 13. Januar 2021
Depression und mein Umgang damit
u_blues, 09:59h
Hallo, ich bin U_Blues und depressiv. Trotzdem kriege ich meinen Alltag ganz gut geregelt. Ich schreibe hier mal auf, was sich für mich bewährt hat. Das hat KEINEN Anspruch auf Allgemeingültigkeit, aber vielleicht können andere Betroffene etwas davon mitnehmen.
1. Nutze die Hochs, respektiere die Tiefs.
An guten Tagen nutze ich die Energie und sorge sozusagen für schlechte Zeiten vor. Ganz oben auf der Liste steht dann Sport, vorzugsweise Laufen, weil ich festgestellt habe, dass mir das wirklich enorm hilft. Ebenso erledige an solchen Tagen verstärkt Haushaltsarbeiten, putze, koche vor, mache Wäsche, räume meinen Kram weg. Was gemacht ist, ist gemacht.
An schlechten Tagen schalte ich hingegen in einen Notbetrieb. Je nach Stimmungslage und Energie fallen Dinge weg oder werden an andere delegiert. Als erstes Haushaltsdinge, die verschoben werden können, als zweites soziale Verpflichtungen (gut, da gibt es in der Pandemie momentan nicht viel), als drittes Arbeit (im Sinne von Krankenschein) und als letztes Care-Arbeit.
In den letzten 5 Jahren bin ich lediglich bis zur Stufe Arbeit gekommen, und das auch nur kurz. Meist reicht es, Haushaltsdinge zu verschieben und mich abends ruhig mit einem Buch aufs Sofa zu hauen und eine halbe Stunde zu meditieren. An schlechten Tagen wird nicht geputzt, nicht gekocht und nur Wäsche gemacht, wenn wir sonst nichts zum Anziehen haben. Weil ich ja aber an den guten Tagen vorgesorgt habe, merkt man meist davon nichts, da entweder vorgekocht wurde, was in der Tiefkühltruhe oder im Vorrat ist, die Wäsche nicht überquillt und eh eine Grundordnung und Sauberkeit vorhanden ist. Das hilft mir auch, viel gelassener mit schlechten Tagen umzugehen, weil ich weiß dass höchstwahrscheinlich gar nichts hinten runter fällt, wenn ich mal einen Gang zurück schalte. Auch meinem Kind schadet es nicht, wenn es mal länger fernsehen darf, weil ich einfach zu platt bin um weiter zu spielen. Dafür wird dann an den guten Tagen wieder mehr gemacht.
Kraftakte an schlechten Tagen reißen oft für längere Zeit ein Loch in die Energiebilanz und sind daher zu vermeiden.
2. Ein Zusammenbruch ist mit allen Mitteln zu verhindern
Selbst wenn ich durch Krankenschein in der Probezeit meinen Job verliere, selbst wenn ich Beziehungskrach riskiere, selbst wenn ich mal ein paar Tage absolut egoistisch sein und zum Meditieren in ein Kloster fahren muss und mein Kind mich dann vermisst - das ist alles immer noch besser als ein Zusammenbruch. Denn dessen Konsequenzen sind in der Summe viel, viel schlimmer. Um letztes Jahr einen Zusammenbruch zu verhindern, habe ich mich krankschreiben lassen, bin ein Wochenende alleine weg gefahren, habe vorübergehend Arbeitszeit reduziert und sogar den Job gewechselt. Das war alles sehr risikobehaftet, aber immer noch besser als ein Zusammenbruch. Ich hätte auch wieder Medikamente genommen, wenn es nötig gewesen wäre. Einen Zusammenbruch mit stationärem Aufenthalt hatte ich schonmal, möchte ich nie wieder.
3. Stressoren, Frühsymptome, Gegenmaßnahmen identifzieren, Prioritäten setzen
Das hängt zusammen mit den ersten zwei Punkten. Ich habe eine Liste, wo wirklich brutal und ehrlich drauf steht was mir nicht gut tut, woran ich das merke und was dann zu tun ist. Derzeit bedeutet die Anwendung dieser Liste, dass ich Alkohol bis auf ganz besondere Gelegenheiten komplett gestrichen habe, weil ich einsehen musste, dass es mir überhaupt nicht gut tut. Das ist zwar hart und ich fluche alle paar Tage darüber, aber die Kosten- Nutzen- Rechnung geht einfach gar nicht auf. Ebenso bedeutet das, social media zu regulieren. Gehe ich abends am Handy scrollend ins Bett und greife ich morgens als erstes wieder zum Handy und scrolle durch die nächsten Katastrophen, hilft das nicht, im Gegenteil. Also wird das Smartphone abends um 20 Uhr ins Regal gelegt und erst morgens nach dem Frühstück wieder rausgenommen. Bemerke ich, dass ich wieder schlechter schlafe, wird rigoros jeden Abend eine halbe Stunde meditiert. Kein Elend der Welt wird dadurch besser, dass ich nachts um 4 Uhr darüber grübele.
4. Therapie
Als es mir letztes Jahr schlecht ging und ich viele Register im Sinne von Regel Nr. 2 gezogen habe, habe ich mich um einen Therapieplatz bemüht und auch eine Therapeutin gefunden. Noch habe ich keinen festen Termin, sondern nur einen "Springerplatz", das heißt wenn jemand einen Termin absagt, kann ich den in Anspruch nehmen. Das tue ich dann auch immer, egal ob der mitten in die Arbeitszeit fällt oder nicht. Bisher hatte ich 6 Termine seit Sommer, was nicht viel ist, mir aber dennoch schon ganz enorm geholfen hat.
5. Ausprobieren und nicht von vorne herein aufgeben
Das Miese bei Depression ist natürlich, dass man an schlechten Tag denkt, dass das eh alles nichts bringt. Dass man nie einen anderen Job finden wird, keinen Therapieplatz, dass man seine Altlasten nie bewältigt etc.
Mir hilft es dann auch nicht "einfach positiv zu denken" (uaaaaahhh). Mir hilft es, die Dinge trotzdem anzuleiern, sprich TherpautInnen abzutelefonieren, Bewerbungen zu schreiben, Alkohol zu streichen. Auch wenn ich vielleicht davon überzeugt bin, dass es eh scheitern wird und nichts bringt - ich überliste mich damit, mir selber zu sagen, dass ich es dann ja wenigstens probiert hätte. Und bisher wurde ich dann doch immer positiv überrascht weil doch alles geklappt hat.
6. Hilfsmittel und Alltagsorganisation
Unser Alltag ist mit festen Zeiten, Essensplänen, Einkaufsapp, Putzplan und festgelegten Zuständigkeiten in der Care-Arbeit strukturiert und optimiert. Wir haben einen Staubsauerroboter, eine Babysitterin und eine Küchenmaschine, die kochen und rühren kann. Alles, was Aufwand und Arbeit spart wird genutzt. Alles, was helfen könnte, wird ausprobiert.
...
Die oben aufgeführten Dinge sind sozusagen das Gerüst, an dem ich mich immer wieder hochziehe. Es sind Dinge, die ich aktiv und praktisch tun kann, was mir als sehr lösungsorientierter Mensch hervorragend entgegen kommt.
Ich hoffe, dass ich in ein paar Monaten den nächsten Punkt mit dem Titel
7. Gefühle wirklich zulassen und verarbeiten (uaaaaahhhh)
hinzufügen und mit Leben füllen kann. Im Moment kann ich damit noch nicht so wahnsinnig viel anfangen, arbeite aber daran unter Berücksichtigung der Punkte 4 und 5.
1. Nutze die Hochs, respektiere die Tiefs.
An guten Tagen nutze ich die Energie und sorge sozusagen für schlechte Zeiten vor. Ganz oben auf der Liste steht dann Sport, vorzugsweise Laufen, weil ich festgestellt habe, dass mir das wirklich enorm hilft. Ebenso erledige an solchen Tagen verstärkt Haushaltsarbeiten, putze, koche vor, mache Wäsche, räume meinen Kram weg. Was gemacht ist, ist gemacht.
An schlechten Tagen schalte ich hingegen in einen Notbetrieb. Je nach Stimmungslage und Energie fallen Dinge weg oder werden an andere delegiert. Als erstes Haushaltsdinge, die verschoben werden können, als zweites soziale Verpflichtungen (gut, da gibt es in der Pandemie momentan nicht viel), als drittes Arbeit (im Sinne von Krankenschein) und als letztes Care-Arbeit.
In den letzten 5 Jahren bin ich lediglich bis zur Stufe Arbeit gekommen, und das auch nur kurz. Meist reicht es, Haushaltsdinge zu verschieben und mich abends ruhig mit einem Buch aufs Sofa zu hauen und eine halbe Stunde zu meditieren. An schlechten Tagen wird nicht geputzt, nicht gekocht und nur Wäsche gemacht, wenn wir sonst nichts zum Anziehen haben. Weil ich ja aber an den guten Tagen vorgesorgt habe, merkt man meist davon nichts, da entweder vorgekocht wurde, was in der Tiefkühltruhe oder im Vorrat ist, die Wäsche nicht überquillt und eh eine Grundordnung und Sauberkeit vorhanden ist. Das hilft mir auch, viel gelassener mit schlechten Tagen umzugehen, weil ich weiß dass höchstwahrscheinlich gar nichts hinten runter fällt, wenn ich mal einen Gang zurück schalte. Auch meinem Kind schadet es nicht, wenn es mal länger fernsehen darf, weil ich einfach zu platt bin um weiter zu spielen. Dafür wird dann an den guten Tagen wieder mehr gemacht.
Kraftakte an schlechten Tagen reißen oft für längere Zeit ein Loch in die Energiebilanz und sind daher zu vermeiden.
2. Ein Zusammenbruch ist mit allen Mitteln zu verhindern
Selbst wenn ich durch Krankenschein in der Probezeit meinen Job verliere, selbst wenn ich Beziehungskrach riskiere, selbst wenn ich mal ein paar Tage absolut egoistisch sein und zum Meditieren in ein Kloster fahren muss und mein Kind mich dann vermisst - das ist alles immer noch besser als ein Zusammenbruch. Denn dessen Konsequenzen sind in der Summe viel, viel schlimmer. Um letztes Jahr einen Zusammenbruch zu verhindern, habe ich mich krankschreiben lassen, bin ein Wochenende alleine weg gefahren, habe vorübergehend Arbeitszeit reduziert und sogar den Job gewechselt. Das war alles sehr risikobehaftet, aber immer noch besser als ein Zusammenbruch. Ich hätte auch wieder Medikamente genommen, wenn es nötig gewesen wäre. Einen Zusammenbruch mit stationärem Aufenthalt hatte ich schonmal, möchte ich nie wieder.
3. Stressoren, Frühsymptome, Gegenmaßnahmen identifzieren, Prioritäten setzen
Das hängt zusammen mit den ersten zwei Punkten. Ich habe eine Liste, wo wirklich brutal und ehrlich drauf steht was mir nicht gut tut, woran ich das merke und was dann zu tun ist. Derzeit bedeutet die Anwendung dieser Liste, dass ich Alkohol bis auf ganz besondere Gelegenheiten komplett gestrichen habe, weil ich einsehen musste, dass es mir überhaupt nicht gut tut. Das ist zwar hart und ich fluche alle paar Tage darüber, aber die Kosten- Nutzen- Rechnung geht einfach gar nicht auf. Ebenso bedeutet das, social media zu regulieren. Gehe ich abends am Handy scrollend ins Bett und greife ich morgens als erstes wieder zum Handy und scrolle durch die nächsten Katastrophen, hilft das nicht, im Gegenteil. Also wird das Smartphone abends um 20 Uhr ins Regal gelegt und erst morgens nach dem Frühstück wieder rausgenommen. Bemerke ich, dass ich wieder schlechter schlafe, wird rigoros jeden Abend eine halbe Stunde meditiert. Kein Elend der Welt wird dadurch besser, dass ich nachts um 4 Uhr darüber grübele.
4. Therapie
Als es mir letztes Jahr schlecht ging und ich viele Register im Sinne von Regel Nr. 2 gezogen habe, habe ich mich um einen Therapieplatz bemüht und auch eine Therapeutin gefunden. Noch habe ich keinen festen Termin, sondern nur einen "Springerplatz", das heißt wenn jemand einen Termin absagt, kann ich den in Anspruch nehmen. Das tue ich dann auch immer, egal ob der mitten in die Arbeitszeit fällt oder nicht. Bisher hatte ich 6 Termine seit Sommer, was nicht viel ist, mir aber dennoch schon ganz enorm geholfen hat.
5. Ausprobieren und nicht von vorne herein aufgeben
Das Miese bei Depression ist natürlich, dass man an schlechten Tag denkt, dass das eh alles nichts bringt. Dass man nie einen anderen Job finden wird, keinen Therapieplatz, dass man seine Altlasten nie bewältigt etc.
Mir hilft es dann auch nicht "einfach positiv zu denken" (uaaaaahhh). Mir hilft es, die Dinge trotzdem anzuleiern, sprich TherpautInnen abzutelefonieren, Bewerbungen zu schreiben, Alkohol zu streichen. Auch wenn ich vielleicht davon überzeugt bin, dass es eh scheitern wird und nichts bringt - ich überliste mich damit, mir selber zu sagen, dass ich es dann ja wenigstens probiert hätte. Und bisher wurde ich dann doch immer positiv überrascht weil doch alles geklappt hat.
6. Hilfsmittel und Alltagsorganisation
Unser Alltag ist mit festen Zeiten, Essensplänen, Einkaufsapp, Putzplan und festgelegten Zuständigkeiten in der Care-Arbeit strukturiert und optimiert. Wir haben einen Staubsauerroboter, eine Babysitterin und eine Küchenmaschine, die kochen und rühren kann. Alles, was Aufwand und Arbeit spart wird genutzt. Alles, was helfen könnte, wird ausprobiert.
...
Die oben aufgeführten Dinge sind sozusagen das Gerüst, an dem ich mich immer wieder hochziehe. Es sind Dinge, die ich aktiv und praktisch tun kann, was mir als sehr lösungsorientierter Mensch hervorragend entgegen kommt.
Ich hoffe, dass ich in ein paar Monaten den nächsten Punkt mit dem Titel
7. Gefühle wirklich zulassen und verarbeiten (uaaaaahhhh)
hinzufügen und mit Leben füllen kann. Im Moment kann ich damit noch nicht so wahnsinnig viel anfangen, arbeite aber daran unter Berücksichtigung der Punkte 4 und 5.
... link (0 Kommentare) ... comment
Montag, 11. Januar 2021
Tagebuchbloggen 11.01.2021
u_blues, 16:34h
Das Kind wurde leider gegen Mitternacht wach (ich hatte Nachtschicht, ist bei uns immer im Wechsel) und war unruhig, so dass ich letztendlich ins Kinderzimmer umzog. Dort wollte der Kleine bei mir im Bett schlafen, aber bitteschön nur mit minimalem Körperkontakt. Das ist auf einem Meter Bettbreite etwas eng, also wartete ich bis er fest eingeschlafen war und bugsierte ihn dann gaaaanz vorsichtig wie ein rohes Ei zurück in sein Bett direkt daneben.
Diese Mission verlief erfolgreich, und so schliefen wir doch noch ganz gut bis halb sieben. Dennoch war ich erstmal etwas müde und knatschig, das Kind ebenso. Nachdem wir aber mit Kaffee (ich) und Kohlehydraten (Kind) versorgt waren, ging es und von da an hatte ich gute Laune. Normalerweise stecke ich eine Nacht mit schlechtem Schaf ganz gut weg, wenn die Nächte davor ok waren. Das war in der letzten Woche der Fall, von daher alles paletti.
Das Thermometer zeigte -9°C, zum Glück verfügt mein Auto über eine elektrische Vorheizung, weil es ein plug-in Hybrid ist. Eiskratzen ist nämlich meine Nummer 1 Hass-Tätigkeit, finde ich die schlimmste aller Alltagstätigkeiten (ja, ich wechsel sogar lieber eine bis zum Nacken durchgeschlagene Windel).
Im Büro war mein Chef wieder da und bat mich, an einem Termin teilzunehmen. Im Nachgang dazu musste ich noch etwas prüfen und rechnen. Meine Meinung zu einem anderen Sachverhalt wurde ebenfalls erfragt, das hatte ich letzte Woche recherchiert. Wir sind uns da einig, es soll jedoch von extern noch bewertet werden, wozu ich die relevanten Unterlagen zusammenstellte.
Auf den Baustellen wird diese Woche nichts passieren, Schlechtwetter. Hatte ich nicht anders erwartet.
Der Mann meldete sich nach seinem Arztbesuch mit einem provokativem Selfie aus dem Bett. Wie ich vermutete, laboriert er an Spätfolgen seiner Coronainfektion. Er soll sich jetzt diese Woche sehr schonen und in drei Wochen zur nochmaligen Blutentnahme erscheinen.
Derweil liegt unser Landkreis jetzt wie erwartet bei Inzidenz knackig über 200. Es fühlt sich leicht surreal an, trotzdem wie immer arbeiten zu gehen und das Kind in die Kita zu schicken.
Nach der Arbeit hole ich den Kleinen ab. Die Umgewöhnung in den Kindergarten klappt gut, wobei er auch heute wieder mittags ein Schläfchen gemacht hat. Abends schläft er deswegen wieder recht spät ein, ich sitze fast bis 21.00 Uhr bei ihm. Selber müde, gehe ich wenig später auch schlafen.
Diese Mission verlief erfolgreich, und so schliefen wir doch noch ganz gut bis halb sieben. Dennoch war ich erstmal etwas müde und knatschig, das Kind ebenso. Nachdem wir aber mit Kaffee (ich) und Kohlehydraten (Kind) versorgt waren, ging es und von da an hatte ich gute Laune. Normalerweise stecke ich eine Nacht mit schlechtem Schaf ganz gut weg, wenn die Nächte davor ok waren. Das war in der letzten Woche der Fall, von daher alles paletti.
Das Thermometer zeigte -9°C, zum Glück verfügt mein Auto über eine elektrische Vorheizung, weil es ein plug-in Hybrid ist. Eiskratzen ist nämlich meine Nummer 1 Hass-Tätigkeit, finde ich die schlimmste aller Alltagstätigkeiten (ja, ich wechsel sogar lieber eine bis zum Nacken durchgeschlagene Windel).
Im Büro war mein Chef wieder da und bat mich, an einem Termin teilzunehmen. Im Nachgang dazu musste ich noch etwas prüfen und rechnen. Meine Meinung zu einem anderen Sachverhalt wurde ebenfalls erfragt, das hatte ich letzte Woche recherchiert. Wir sind uns da einig, es soll jedoch von extern noch bewertet werden, wozu ich die relevanten Unterlagen zusammenstellte.
Auf den Baustellen wird diese Woche nichts passieren, Schlechtwetter. Hatte ich nicht anders erwartet.
Der Mann meldete sich nach seinem Arztbesuch mit einem provokativem Selfie aus dem Bett. Wie ich vermutete, laboriert er an Spätfolgen seiner Coronainfektion. Er soll sich jetzt diese Woche sehr schonen und in drei Wochen zur nochmaligen Blutentnahme erscheinen.
Derweil liegt unser Landkreis jetzt wie erwartet bei Inzidenz knackig über 200. Es fühlt sich leicht surreal an, trotzdem wie immer arbeiten zu gehen und das Kind in die Kita zu schicken.
Nach der Arbeit hole ich den Kleinen ab. Die Umgewöhnung in den Kindergarten klappt gut, wobei er auch heute wieder mittags ein Schläfchen gemacht hat. Abends schläft er deswegen wieder recht spät ein, ich sitze fast bis 21.00 Uhr bei ihm. Selber müde, gehe ich wenig später auch schlafen.
... link (0 Kommentare) ... comment
Sonntag, 10. Januar 2021
Tagebuchbloggen 10.01.2021
u_blues, 21:23h
Gut geschlafen, um halb neun bin ich dabei, von selber darüber nachzudenken aufzuwachen - da kommt schon der Mann rein und weckt mich. Frühstück und Kaffee sind fertig. Der Mann (er hatte die Nachtschicht, sonntags darf ich immer ausschlafen) ist seit halb sieben mit dem Kind auf.
Er fühlt sich leider müde und abgeschlagen. Mitte Dezember hatte er einen schwach positiven Coronatest, und eigentlich keine Symptome. Jetzt aber fühlt er sich öfters schlapp und klagt über Kopf- und Gelenkschmerzen. Ein Blutbild, das im Rahmen der Arbeitssicherheit gemacht wurde zeigte leichte Auffälligkeiten, die auf entzündliche Prozesse hindeuten. Außerdem ist sein Hämoglobinwert zu niedrig. Wir nehmen an, dass es eine Spätfolge der Coronainfektion ist. Er wird morgen zur weiteren Abklärung zum Hausarzt gehen und sich zudem für eine Woche krankschreiben lassen. Hoffentlich gibt sich das mit etwas Ruhe von selber. Ich kenne solche Müdigkeitszustände nach Viruserkrankungen, hatte ich jedesmal nach Influenza und auch letztes Jahr, nachdem ich Gürtelrose hatte. Gab sich mit Ruhe auch irgendwann von selber.
Ich fühle mich heute absolut bombig. Nach dem Mittagessen legt sich der Mann hin, ich gehe mit dem Kind raus. Erst will er nicht, aber die Aussicht auf den Spielplatz zu gehen ist doch Anreiz genug. Er wünscht sich, mit dem Laufrad hinzufahren. Das ist angesichts der Entfernung (einfacher Weg 2 km) und der teils leicht vereisten Strecke eine gute Idee. Mit dem Fahrrad wär es doch zu rutschig gewesen, zu Fuß für ihn zu weit.
Im dem Wohngebiet, in dem der Spielplatz liegt sehen wir wieder fast niemanden auf der Straße. Das ist eine seltsame Gegend - nur Einfamilienhäuser, man sieht an den Kindersitzen in den Autos und dem Spielzeug und ähnlichem vor den Häusern, dass dort wohl eine Menge Kinder wohnen müssten. Aber egal, wann wir dort sind, man sieht so gut wie nie Kinder draußen. Man hört auch keine Kinder, die im Garten spielen. Es ist immer gespenstisch still. So auch heute.
Wir begegnen genau einer Frau mit drei Kindern, ca. 5, 3 und Baby. Sie sieht sehr müde aus und schlurft eher als das sie geht. Auf dem Spielplatz, wo wir für einige Zeit alle sind und uns ein wenig unterhalten, erfahre ich auch warum: Das Baby ist erst 3 Wochen alt. Daran wie sie sich bewegt und auch ihrer Tochter sagt, dass sie sie leider nicht auf die Schaukel hochheben kann vermute ich einen Kaiserschnitt. Ich will anbieten, das Kind auf die Schaukel zu heben und vielleicht auch anzuschubsen, damit sie sich auf die Bank setzen kann, aber dann fällt mir ein, dass das wegen Corona wohl eine blöde Idee ist. Zumal sie auch von sich einen ziemlichen Eiertanz macht, um Abstand zu uns zu halten. Das verstehe ich natürlich und nehme ihr den Eiertanz nicht übel, aber finde die Situation an sich blöd. Scheiß- Corona, ich bin froh wenn dieser Mist endlich vorbei ist.
Auf dem Rückweg treffen wir zufällig den Mann, der nach dem Mittagsschlaf noch einen kleinen Spaziergang gemacht hat, um etwas Sonne zu tanken. Zu Hause will das Kind dann bei uns auf der Straße (die in der Sonne liegt und nicht vereist ist) ein bisschen Fahrradfahren üben.
Nach insgesamt 2 Stunden an der frischen Luft ist der Kleine ausgezeichnet gelaunt und ausgeglichen. Er spielt sehr schön alleine, während der Mann staubsaugt und ich Nachrichten lese. Die Ereignisse in den USA beschäftigen mich stark. Eigentlich hatte ich ja eine Twitterpause einlegen wollen, aber Twitter ist um schnelle Infos zu bekommen einfach unschlagbar. Bei Tagesschau.de oder ähnlichen Seiten kommen die Infos erst viel später an. Ich entwickle lady-crushes für AOC und Nancy Pelosi (letztere ist 80! Wahnsinn. So eine tolle Frau) und ein eher morbides Interesse für Mike Pence.
Ein totaler Hardliner, langjähriger Weggefährte von Trump, weigert sich dienstags als der Präsident ihn bittet doch mal zu überlegen, wie er weiter an der Macht bleiben könne, wird am Mittwoch als "Verräter" vom Mob im Capitol gesucht, der schon einen Galgen für ihn aufbaut (!), muss sich samt Familie in Sicherheit bringen, während das weiße Haus einen feuchten Dreck schert, ob der Vizepräsident in Sicherheit ist, macht dann die Stimmenauszählung als wäre nichts gewesen, sagt jetzt er würde an der Vereidigung Bidens teilnehmen weil Trump nicht kommt - ein wilder Ritt.
Ich habe erst nicht verstanden, warum er nachdem Trump offenbar nichts dagegen gehabt hätte, wenn der Mob ihn lyncht das 25th amendment nicht ziehen will. Aber als ich darüber so nachgedacht habe kam ich zu dem Schluss, dass ihm wahrscheinlich der Arsch auf Grundeis vor Angst brennt. Er muss jetzt schon um sein Leben fürchten, wenn er jetzt noch derjenige ist, der diesen Bekloppten absetzt, hui. Es würde im Gegensatz zu einem Impeachment ja viel mehr von ihm direkt abhängen. Irgendwie kann ich verstehen, dass er jetzt vielleicht lieber den Kopf in den Sand stecken will und diese Angst größer ist als Rachegelüste.
Nachdem der Mann mit staubsaugen fertig ist, gehe ich noch eine Runde laufen. Weil ich ein klein wenig zu dünn angezogen bin entscheide ich mich dafür, nur 3 kam zu laufen und die dafür schnell. Das klappt gut, ich komme angenehm warm verschwitzt und mit schön leerem Kopf nach Hause.
Abends ist das Kind dann offenbar schon etwas müde, folglich haben wir ein bisschen Stress mit den Dauerthemen aufräumen und fernsehen. Wir sagen ihm ungefähr eine Stunde bevor Schlafenszeit ist, dass er jetzt anfangen sollte aufzuräumen und er wenn er mit dem Aufräumen fertig ist fernsehen kann. Heute schafft er es mit mehrmaligem Erinnern, 20 Minuten Zeit zu haben. Als der Fernseher dann aus geht (immer mit Ankündigung natürlich) findet er das nicht ok und weint. Ich tröste ihn (der Fernseher bleibt aber trotzdem natürlich aus) und trage ihn schonmal hoch, kuschel noch kurz mit ihm und ziehe ihn aus, während der Mann das Bad vorbereitet. Es gibt noch einen kurzen Zusammenbruch, weil er untröstlich ist, dass mein Mann im Bad das Licht angemacht hat obwohl er wollte, dass ich das Licht anmache. Wir trösten ihn wieder, atmen dabei ein paar Mal tief ein und aus und grinsen uns an wenn das Kind es nicht mitrkriegt. Kleindkindlogik, immer schön! In dem Fall aber ein klares Zeichen dafür, dass das Kind einfach durch ist und Zeit zum Schlafen ist.
Der Mann bringt das Kind ins Bett. Ich wische schnell den Boden im Wohnzimmer, höre den Mann um 20.06 Uhr die Treppe runterkommen (Kind war erwartungsgemäß sehr schnell eingeschlafen). Dann koch ich für morgen und übermorgen vor, während ich die Tortillalasagne im Ofen im Auge behalte, bezahle ich noch ein paar Rechnungen und fange diesen Blogeintrag an. Ich schreibe auf der Couch im Wohnzimmer zu Ende, wo der Mann Tatort guckt und bügelt.
Er fühlt sich leider müde und abgeschlagen. Mitte Dezember hatte er einen schwach positiven Coronatest, und eigentlich keine Symptome. Jetzt aber fühlt er sich öfters schlapp und klagt über Kopf- und Gelenkschmerzen. Ein Blutbild, das im Rahmen der Arbeitssicherheit gemacht wurde zeigte leichte Auffälligkeiten, die auf entzündliche Prozesse hindeuten. Außerdem ist sein Hämoglobinwert zu niedrig. Wir nehmen an, dass es eine Spätfolge der Coronainfektion ist. Er wird morgen zur weiteren Abklärung zum Hausarzt gehen und sich zudem für eine Woche krankschreiben lassen. Hoffentlich gibt sich das mit etwas Ruhe von selber. Ich kenne solche Müdigkeitszustände nach Viruserkrankungen, hatte ich jedesmal nach Influenza und auch letztes Jahr, nachdem ich Gürtelrose hatte. Gab sich mit Ruhe auch irgendwann von selber.
Ich fühle mich heute absolut bombig. Nach dem Mittagessen legt sich der Mann hin, ich gehe mit dem Kind raus. Erst will er nicht, aber die Aussicht auf den Spielplatz zu gehen ist doch Anreiz genug. Er wünscht sich, mit dem Laufrad hinzufahren. Das ist angesichts der Entfernung (einfacher Weg 2 km) und der teils leicht vereisten Strecke eine gute Idee. Mit dem Fahrrad wär es doch zu rutschig gewesen, zu Fuß für ihn zu weit.
Im dem Wohngebiet, in dem der Spielplatz liegt sehen wir wieder fast niemanden auf der Straße. Das ist eine seltsame Gegend - nur Einfamilienhäuser, man sieht an den Kindersitzen in den Autos und dem Spielzeug und ähnlichem vor den Häusern, dass dort wohl eine Menge Kinder wohnen müssten. Aber egal, wann wir dort sind, man sieht so gut wie nie Kinder draußen. Man hört auch keine Kinder, die im Garten spielen. Es ist immer gespenstisch still. So auch heute.
Wir begegnen genau einer Frau mit drei Kindern, ca. 5, 3 und Baby. Sie sieht sehr müde aus und schlurft eher als das sie geht. Auf dem Spielplatz, wo wir für einige Zeit alle sind und uns ein wenig unterhalten, erfahre ich auch warum: Das Baby ist erst 3 Wochen alt. Daran wie sie sich bewegt und auch ihrer Tochter sagt, dass sie sie leider nicht auf die Schaukel hochheben kann vermute ich einen Kaiserschnitt. Ich will anbieten, das Kind auf die Schaukel zu heben und vielleicht auch anzuschubsen, damit sie sich auf die Bank setzen kann, aber dann fällt mir ein, dass das wegen Corona wohl eine blöde Idee ist. Zumal sie auch von sich einen ziemlichen Eiertanz macht, um Abstand zu uns zu halten. Das verstehe ich natürlich und nehme ihr den Eiertanz nicht übel, aber finde die Situation an sich blöd. Scheiß- Corona, ich bin froh wenn dieser Mist endlich vorbei ist.
Auf dem Rückweg treffen wir zufällig den Mann, der nach dem Mittagsschlaf noch einen kleinen Spaziergang gemacht hat, um etwas Sonne zu tanken. Zu Hause will das Kind dann bei uns auf der Straße (die in der Sonne liegt und nicht vereist ist) ein bisschen Fahrradfahren üben.
Nach insgesamt 2 Stunden an der frischen Luft ist der Kleine ausgezeichnet gelaunt und ausgeglichen. Er spielt sehr schön alleine, während der Mann staubsaugt und ich Nachrichten lese. Die Ereignisse in den USA beschäftigen mich stark. Eigentlich hatte ich ja eine Twitterpause einlegen wollen, aber Twitter ist um schnelle Infos zu bekommen einfach unschlagbar. Bei Tagesschau.de oder ähnlichen Seiten kommen die Infos erst viel später an. Ich entwickle lady-crushes für AOC und Nancy Pelosi (letztere ist 80! Wahnsinn. So eine tolle Frau) und ein eher morbides Interesse für Mike Pence.
Ein totaler Hardliner, langjähriger Weggefährte von Trump, weigert sich dienstags als der Präsident ihn bittet doch mal zu überlegen, wie er weiter an der Macht bleiben könne, wird am Mittwoch als "Verräter" vom Mob im Capitol gesucht, der schon einen Galgen für ihn aufbaut (!), muss sich samt Familie in Sicherheit bringen, während das weiße Haus einen feuchten Dreck schert, ob der Vizepräsident in Sicherheit ist, macht dann die Stimmenauszählung als wäre nichts gewesen, sagt jetzt er würde an der Vereidigung Bidens teilnehmen weil Trump nicht kommt - ein wilder Ritt.
Ich habe erst nicht verstanden, warum er nachdem Trump offenbar nichts dagegen gehabt hätte, wenn der Mob ihn lyncht das 25th amendment nicht ziehen will. Aber als ich darüber so nachgedacht habe kam ich zu dem Schluss, dass ihm wahrscheinlich der Arsch auf Grundeis vor Angst brennt. Er muss jetzt schon um sein Leben fürchten, wenn er jetzt noch derjenige ist, der diesen Bekloppten absetzt, hui. Es würde im Gegensatz zu einem Impeachment ja viel mehr von ihm direkt abhängen. Irgendwie kann ich verstehen, dass er jetzt vielleicht lieber den Kopf in den Sand stecken will und diese Angst größer ist als Rachegelüste.
Nachdem der Mann mit staubsaugen fertig ist, gehe ich noch eine Runde laufen. Weil ich ein klein wenig zu dünn angezogen bin entscheide ich mich dafür, nur 3 kam zu laufen und die dafür schnell. Das klappt gut, ich komme angenehm warm verschwitzt und mit schön leerem Kopf nach Hause.
Abends ist das Kind dann offenbar schon etwas müde, folglich haben wir ein bisschen Stress mit den Dauerthemen aufräumen und fernsehen. Wir sagen ihm ungefähr eine Stunde bevor Schlafenszeit ist, dass er jetzt anfangen sollte aufzuräumen und er wenn er mit dem Aufräumen fertig ist fernsehen kann. Heute schafft er es mit mehrmaligem Erinnern, 20 Minuten Zeit zu haben. Als der Fernseher dann aus geht (immer mit Ankündigung natürlich) findet er das nicht ok und weint. Ich tröste ihn (der Fernseher bleibt aber trotzdem natürlich aus) und trage ihn schonmal hoch, kuschel noch kurz mit ihm und ziehe ihn aus, während der Mann das Bad vorbereitet. Es gibt noch einen kurzen Zusammenbruch, weil er untröstlich ist, dass mein Mann im Bad das Licht angemacht hat obwohl er wollte, dass ich das Licht anmache. Wir trösten ihn wieder, atmen dabei ein paar Mal tief ein und aus und grinsen uns an wenn das Kind es nicht mitrkriegt. Kleindkindlogik, immer schön! In dem Fall aber ein klares Zeichen dafür, dass das Kind einfach durch ist und Zeit zum Schlafen ist.
Der Mann bringt das Kind ins Bett. Ich wische schnell den Boden im Wohnzimmer, höre den Mann um 20.06 Uhr die Treppe runterkommen (Kind war erwartungsgemäß sehr schnell eingeschlafen). Dann koch ich für morgen und übermorgen vor, während ich die Tortillalasagne im Ofen im Auge behalte, bezahle ich noch ein paar Rechnungen und fange diesen Blogeintrag an. Ich schreibe auf der Couch im Wohnzimmer zu Ende, wo der Mann Tatort guckt und bügelt.
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories