Samstag, 3. August 2019
Vereinbarkeitsspagat: Wie läuft das bei uns? Teil 3: Organisation und Helferlein im Alltag
Auch genannt: Das bisschen Haushalt. Mich regt immer endlos auf, wie überlasteten Eltern, meist Müttern geraten wird, "einfach" den Haushalt "liegen zu lassen".

Würde man den Haushalt einfach liegen lassen, gäbe es nichts zu essen weil keiner einkauft, hätte man kein sauberes Geschirr weil niemand die Spülmaschine ein- und ausräumt und auch keine saubere Kleidung. Man kann natürlich hier und da Prioritäten setzen und manche Dinge wenn es grade nicht geht verschieben, aber grundsätzlich muss man schauen, dass alles am Laufen gehalten wird.

Ich erzähle wieder einfach mal, wie das bei uns läuft: In Teil 1 habe ich schon beschrieben, dass mein Mann und ich 50/50 praktizieren, das heißt die Aufgaben werden geteilt und ich bin auch nicht diejenige, die Arbeiten "verteilt", sondern jede/r muss selber dran denken. Stichwort mental load. Es ist also klar geregelt, wer was wann zu tun hat.

Priorität hat bei uns immer, dass eingekauft und gekocht wird, die Spülmaschine läuft und saubere Wäsche da ist. Das gründliche Putzen ist alle 14 Tage angesagt, hier darf geschoben werden.

Wir sind mittlerweile durch gute Planung tatsächlich so weit, dass nur zwei Mal pro Woche eingekauft wird. Das läuft so, dass wir Samstag morgens die anstehende Woche durchsprechen, also wer Abendtermine hat etc. Darauf basierend mache ich den Essensplan und schreibe in die Einkaufsapp, was alles dafür benötigt wird. Am Wochenende kaufen wir öfters zu dritt ein, weil das Kind das momentan toll findet, ansonsten ist der Einkauf Aufgabe meines Mannes. Wir nutzen die Einkaufsapp "Bring" und ich kann sie an dieser Stelle wärmstens empfehlen. Wir notieren auch immer beide zwischendurch, wenn wir sehen dass bald etwas leer wird und nachgekauft werden muss.

Ich koche fast immer so, dass es für zwei Tage reicht. Bei Dingen, die sich einfrieren lassen koche ich oft noch mehr, damit ich immer was für Notfälle in der Tiefkühltruhe habe.

Ein anfangs kritischer Punkt war: Wie kriege ich es hin zu kochen, wenn ich am frühen Abend mit dem Kind alleine zu Hause bin bevor mein Mann nach Hause kommt? Inzwischen klappt das ganz gut, ich benutze zum einen zum Kleinschnippeln von Gemüse und Obst einen Nicer Dicer, weil das damit sehr schnell geht, und ich koche sehr viel in einem Multikocher. Damit kann ich sogar Essen am Vorabend vorbereiten, morgens den Kocheinsatz ins Gerät stellen und tagsüber im slow cook Programm köcheln lassen. Wenn ich dann nach Hause komme, ist das Essen fertig. Aber auch wenn das Kind da ist, ist ein Multikocher praktisch. Will ich z.B. etwas eine Stunde lang schmoren, stelle ich das Programm ein und das Gerät hält die Temperatur und schaltet nach der programmierten Zeit von selber in einen Warmhaltemodus. Auch Pasta kochen geht damit, und man riskiert nicht dass etwas überkocht oder anbrennt weil man grade dringend dem Kind eine überlaufende Windel wechseln muss.

Wenn ich koche, singe ich oft dem Kind etwas vor oder schaue, dass er mit Spielzeug anderweitig in der Küche beschäftigt ist. In den meisten Fällen klappt das auch inzwischen. Hier halte ich mich an die Devise von Jesper Juul, der geschrieben hat dass Kinder ruhig mitkriegen sollen, dass Eltern auch Dinge im Haushalt erledigen müssen.

Natürlich könnten mein Mann und ich auch jeden Tag in eine Kantine gehen und dann müsste ich nur am Wochenende kochen. Das Kind isst ja mittags in der Kita warm. Aber zum einen schmeckt mir mein selbstgekochtes Essen besser und es ist auch günstiger. Trotzdem ist es eine Überlegung wert, ob man wirklich immer kochen möchte, da es Zeit und Organisation erfordert.

Übrigens gibt es auch bei uns Kantinentage, an denen ich nicht koche. Es gibt auch Tage, an denen irgendwie total der Wurm drin ist, ich vielleicht eine Erkältung habe oder wirklich nur noch müde bin und mein Mann auf dem Rückweg von der Arbeit etwas beim Imbiss holt. Ich finde es sehr wichtig, geistig flexibel zu bleiben und nicht an den eigenen Ansprüchen zu scheitern.

Ein weiteres Hilfsmittel ist definitiv unser Staubsauberroboter. Der saugt dreimal die Woche tagsüber. Mein Mann und ich haben uns darauf verständigt, nur in den Abenden davor den Fußboden vom Spielzeug frei zu räumen, ansonsten darf es liegen bleiben. Das sieht dann schonmal etwas chaotisch aus, ist für uns aber ein akzeptabler Kompromiss.

Wäsche erledige ich an den Abenden, an denen mein Mann das Kind ins Bett bringt. Generell habe ich die Regel, dass ich nach 21 Uhr nichts mehr im Haushalt mache und alles, was bis dahin nicht erledigt ist einfach bis zum nächsten Tag warten muss. Auch das hilft mir, Prioritäten zu setzen und mich nicht an unwichtigen Dingen aufzureiben.

Wir überlegen immer mal wieder, ob wir uns eine Putzhilfe leisten sollen. Im Moment ist es eigentlich nicht nötig. Hier hat mir auch ein bisschen geholfen, meinen Blickwinkel zu ändern: Sowohl mein Mann als auch ich sitzen den ganzen Tag am Schreibtisch. Wir sind nur zu dritt und zudem den ganzen Tag außer Haus, so dass auch gar nicht so viel Hausarbeit anfällt. Natürlich könnte ich eine Putzhilfe engagieren und dann den ganzen Abend auf der Couch sitzen und mir Unsinn im Fernsehen oder im Internet angucken. Ich kann mir aber auch meine Bluetooth-Kopfhörer auf die Ohren tun, einen interessanten Podcast oder meine Lieblingsmusik hören und dabei Wäsche zusammen legen, aufräumen oder putzen und habe dabei noch ein bisschen Bewegung ;-) und manchmal finde ist es sogar höchst befriedigend, eine Arbeit zu verrichten deren Ergebnisse sofort sichtbar sind - was bei meinem Bürojob leider nicht immer der Fall ist. Diese Denkweise habe ich mir von meinem Mann abgeguckt, der schon seit Jahren beim Tatortgucken bügelt und meint, dass es ihm deswegen auch gar nichts mehr ausmacht.

Wie immer der Hinweis, dass mein Bericht nur wiederspiegelt, wie wir das machen. Das soll kein Anspruch auf Allgemeingültigkeit sein - zumal das auch nur aus zwei Gründen überhaupt funktioniert: erstens: weil das Kind um 20 Uhr schläft und wir bis morgens um 7 Uhr nichts mehr von ihm hören und zweitens: Weil mein Mann und ich Jobs haben, die körperlich nicht anstrengend sind so dass wir die die Bewegung durch abendliche Hausarbeit nicht als Belastung empfinden.

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