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Montag, 24. Mai 2021
Wochenendbloggen Pfingsten
u_blues, 10:54h
Ich hatte eigentlich überlegt, auch meinen Senf zum neuesten Twittererziehungsgate dazu zu geben. Es ging um Eisdielen, tretende Kinder, Konsequenzen, bedürfnisorientierte Erziehung, vorschnelles Urteilen und Anzweifeln des Wahrheitsgehalts.
Vielleicht lasse ich das aber auch einfach.
Mein eigener Erziehungsstil ist derart, dass Eltern "alter Schule" den zu weich und sehr bedürfnisorientierte Eltern den "zu hart" finden, also kann ich eh nicht gewinnen. Zusammengefasst finde ich es tatsächlich wichtig, bestmöglich auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Da ich aber auch Bedürfnisse habe, gibt es Grenzen, auf deren Einhaltung ich sehr achte. Bei manchen Dingen erwarte ich tatsächlich sofortigen Gehorsam (insbesondere Straßenverkehr). Bei meinem Kind geht das zum allergrößten Teil über gute Kommunikation, Aushalten von Konflikten, Besprechen von Gefühlen und positive Motivation. Körperliche Gewalt verbietet sich von selber, angeschrieen wurde das Kind von meinem Mann und mir so selten, dass man es an einer Hand abzählen kann - und da diese stets Gefahrensituationen waren, habe ich da auch ein reines Gewissen.
Konsequenzen gibt es bei uns auch, es ist mir egal ob das manche als Strafe ansehen, in manchen seltenen Fällen ist das hier die letzte Instanz. Ich glaube, wir haben ein einziges Mal unter Zwang Zähne geputzt, weil das Kind es komplett verweigert hat und sonst gar nichts mehr half. Das war nicht schön, aber gut, kommt vor. Ein paar Mal hat er beim abendlichen Aufräumen so lange getrödelt, dass keine Zeit mehr zum Fernsehgucken war (das ist hier der Deal). Gab dann eine halbe Stunde mit einem sehr aufgebrachten, wütenden Kind. Diese Gefühle darf er dann auch artikulieren, ich spiegel ihm dann, dass ich sogar verstehe, dass er sauer ist und dass das auch absolut ok ist jetzt wütend zu sein, aber dass es trotzdem kein Fernsehen gibt.
Wir haben einen ziemlich festen Rhythmus, was Schlafzeiten und Essenszeiten angeht, das stößt oft auf Verwunderung. Das Kind ist das gewohnt, in der Kita gibt es schließlich auch nicht ständig Snacks zwischendurch. Ich finde es wiederum sehr angenehm, mit dem Kind nach draußen spielen zu gehen, einkaufen fahren zu können etc. ohne ständig Reiswaffeln oder Apfelschnitze oder Brezeln mitschleppen zu müssen. Gegessen wird bei uns übrigens auch am Tisch und immer im Sitzen. Mit Essen in der Hand rumlaufen gibt es hier nicht, da bin ich eigen. Essen im Auto ebenso nicht.
Natürlich war das alles nicht immer so, da muss man schon das Alter des Kindes im Blick haben. Als Baby hat er selbstverständlich schlafen und essen dürfen, wann er wollte. Dennoch haben wir schon früh angefangen, ihn sanft an einen festen Rhythmus heran zu führen. Hat prima geklappt und ich habe auch den Eindruck, dass ihm diese Verlässlichkeit dass er ganz genau weiß, wann es welche Mahlzeiten gibt und wann abends Schlafenszeit ist etc. gut tun.
Gleichzeitig wird der Kleine aber immer noch einschlafbegleitet, und er darf mit 3,5 fürs große Geschäft immer noch eine Windel benutzen. Hier halte ich gar nichts von Erziehungsmethoden alter Schule wie das Kind alleine im Bett weinen lassen oder Töpfchentraining unter Zwang (ja, das gibt es immer noch). Körperliche Strafen gibt es schon gar nicht (ja, die werden leider immer noch verbreitet angewendet, obwohl es in Deutschland verboten ist). Auch das muss ich zuweilen verteidigen. Gegessen werden muss hier auch nichts. Schmeckt dem Kind nicht, was ich gekocht habe kann es immer ein Brot, Joghurt oder Müsli bekommen.
Um jetzt doch fies zu werden und den Erziehungsstil anderer Eltern zu kommentieren lasse ich mal meine Beobachtung los, dass ich die Anwendung von Strafen tatsächlich eher bei Eltern beobachte, die es nicht schaffen, VORHER die Grenzen zu setzen. Mir wurde von meiner Schwägern ernsthaft versichert, ohne Klaps auf den Hintern würde es einfach nicht gehen * - dabei knicken sie und ihr Mann vor ihrem inzwischen 10-jährigen Sohn innerhalb von 10 Minuten ein, wenn er ihnen nur genug auf die Nerven geht. Da haben die Klapse früher offenbar keine nachhaltige Wirkung gezeigt. Mein Sohn weiß ganz genau, dass er auch eine halbe Stunde etwas sehr vehement verlangen kann und es trotzdem nicht bekommt wenn wir anfangs nein gesagt haben. Dann bleiben wir dabei. Das ist anstrengend, aber langfristig zahlt sich das aus. Genauso weiß er, dass er keine körperliche oder seelische Gewalt von uns befürchten muss, auch wenn er hier eine halbe Stunde rumtobt. Auch das zahlt sich langfristig aus.
Ups, jetzt ist das doch ein Eintrag über Erziehung geworden.
Ich lasse das jetzt mal so stehen und gehe mit meinen zwei Männern frühstücken.
* Die gleiche Schwägerin und ihr Mann haben mir übrigens ebenfalls prophezeit, dass unsere Regel, dass das Kind weder unsere Handys noch unsere Schlüssel in die Hand bekommt von vorne herein zum Scheitern verurteilt wäre. Und die Regel, dass im Auto nicht gegessen wird. Und die Regel, dass nur am Tisch gegessen wird.
Tja, bisher funktioniert alles das bei uns.
Vielleicht lasse ich das aber auch einfach.
Mein eigener Erziehungsstil ist derart, dass Eltern "alter Schule" den zu weich und sehr bedürfnisorientierte Eltern den "zu hart" finden, also kann ich eh nicht gewinnen. Zusammengefasst finde ich es tatsächlich wichtig, bestmöglich auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. Da ich aber auch Bedürfnisse habe, gibt es Grenzen, auf deren Einhaltung ich sehr achte. Bei manchen Dingen erwarte ich tatsächlich sofortigen Gehorsam (insbesondere Straßenverkehr). Bei meinem Kind geht das zum allergrößten Teil über gute Kommunikation, Aushalten von Konflikten, Besprechen von Gefühlen und positive Motivation. Körperliche Gewalt verbietet sich von selber, angeschrieen wurde das Kind von meinem Mann und mir so selten, dass man es an einer Hand abzählen kann - und da diese stets Gefahrensituationen waren, habe ich da auch ein reines Gewissen.
Konsequenzen gibt es bei uns auch, es ist mir egal ob das manche als Strafe ansehen, in manchen seltenen Fällen ist das hier die letzte Instanz. Ich glaube, wir haben ein einziges Mal unter Zwang Zähne geputzt, weil das Kind es komplett verweigert hat und sonst gar nichts mehr half. Das war nicht schön, aber gut, kommt vor. Ein paar Mal hat er beim abendlichen Aufräumen so lange getrödelt, dass keine Zeit mehr zum Fernsehgucken war (das ist hier der Deal). Gab dann eine halbe Stunde mit einem sehr aufgebrachten, wütenden Kind. Diese Gefühle darf er dann auch artikulieren, ich spiegel ihm dann, dass ich sogar verstehe, dass er sauer ist und dass das auch absolut ok ist jetzt wütend zu sein, aber dass es trotzdem kein Fernsehen gibt.
Wir haben einen ziemlich festen Rhythmus, was Schlafzeiten und Essenszeiten angeht, das stößt oft auf Verwunderung. Das Kind ist das gewohnt, in der Kita gibt es schließlich auch nicht ständig Snacks zwischendurch. Ich finde es wiederum sehr angenehm, mit dem Kind nach draußen spielen zu gehen, einkaufen fahren zu können etc. ohne ständig Reiswaffeln oder Apfelschnitze oder Brezeln mitschleppen zu müssen. Gegessen wird bei uns übrigens auch am Tisch und immer im Sitzen. Mit Essen in der Hand rumlaufen gibt es hier nicht, da bin ich eigen. Essen im Auto ebenso nicht.
Natürlich war das alles nicht immer so, da muss man schon das Alter des Kindes im Blick haben. Als Baby hat er selbstverständlich schlafen und essen dürfen, wann er wollte. Dennoch haben wir schon früh angefangen, ihn sanft an einen festen Rhythmus heran zu führen. Hat prima geklappt und ich habe auch den Eindruck, dass ihm diese Verlässlichkeit dass er ganz genau weiß, wann es welche Mahlzeiten gibt und wann abends Schlafenszeit ist etc. gut tun.
Gleichzeitig wird der Kleine aber immer noch einschlafbegleitet, und er darf mit 3,5 fürs große Geschäft immer noch eine Windel benutzen. Hier halte ich gar nichts von Erziehungsmethoden alter Schule wie das Kind alleine im Bett weinen lassen oder Töpfchentraining unter Zwang (ja, das gibt es immer noch). Körperliche Strafen gibt es schon gar nicht (ja, die werden leider immer noch verbreitet angewendet, obwohl es in Deutschland verboten ist). Auch das muss ich zuweilen verteidigen. Gegessen werden muss hier auch nichts. Schmeckt dem Kind nicht, was ich gekocht habe kann es immer ein Brot, Joghurt oder Müsli bekommen.
Um jetzt doch fies zu werden und den Erziehungsstil anderer Eltern zu kommentieren lasse ich mal meine Beobachtung los, dass ich die Anwendung von Strafen tatsächlich eher bei Eltern beobachte, die es nicht schaffen, VORHER die Grenzen zu setzen. Mir wurde von meiner Schwägern ernsthaft versichert, ohne Klaps auf den Hintern würde es einfach nicht gehen * - dabei knicken sie und ihr Mann vor ihrem inzwischen 10-jährigen Sohn innerhalb von 10 Minuten ein, wenn er ihnen nur genug auf die Nerven geht. Da haben die Klapse früher offenbar keine nachhaltige Wirkung gezeigt. Mein Sohn weiß ganz genau, dass er auch eine halbe Stunde etwas sehr vehement verlangen kann und es trotzdem nicht bekommt wenn wir anfangs nein gesagt haben. Dann bleiben wir dabei. Das ist anstrengend, aber langfristig zahlt sich das aus. Genauso weiß er, dass er keine körperliche oder seelische Gewalt von uns befürchten muss, auch wenn er hier eine halbe Stunde rumtobt. Auch das zahlt sich langfristig aus.
Ups, jetzt ist das doch ein Eintrag über Erziehung geworden.
Ich lasse das jetzt mal so stehen und gehe mit meinen zwei Männern frühstücken.
* Die gleiche Schwägerin und ihr Mann haben mir übrigens ebenfalls prophezeit, dass unsere Regel, dass das Kind weder unsere Handys noch unsere Schlüssel in die Hand bekommt von vorne herein zum Scheitern verurteilt wäre. Und die Regel, dass im Auto nicht gegessen wird. Und die Regel, dass nur am Tisch gegessen wird.
Tja, bisher funktioniert alles das bei uns.
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